Auktion beendet. Werkbilder sind aus Lizenzgründen nicht mehr zu sehen.
Unverkauft
Mindestpreis | 3.000 €
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Schätzpreis | 5.800 €
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Größe | 140 x 100 cm
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Edition | Unikat
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Signatur | Signiert Rückseite
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Zustand | makellos
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Technik | Öl und Schellack auf Baumwolle
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Was bleibt übrig, wenn die Inszenierung aufhört? –
Zur Malerei von Pina Rath
Anabel Roque Rodríguez, Kuratorin und Kunsthistorikerin
Im Zentrum der Malerei von Pina Rath steht der Mensch. Den Betrachter blicken Großformatige Porträts in Öl auf Leinwand an, dabei sieht sich die Künstlerin selbst nicht als Porträtistin. „Ich empfinde mich nicht als Porträtmalerin. Ich kann es mir gar nicht erlauben, diesen Anspruch zu erheben, denn ich nutze die Modelle als Bildidee und als Projektionsfläche.“ Sie interessiert sich also weniger um die reine Darstellung der Figur und viel eher um die verborgene menschliche Existenz, um das Wesen des Menschen. Kurzgesagt, hier geht es weniger um den Schein als um das menschliche Sein in all seinen Facetten.
Pina Raths Figuren zeigen das Menschen sich verändern, geben Zeugnis darüber, dass Intimität nur dann möglich ist, wenn wir auch die Dinge außerhalb der Scheinwelt, die vermeintlichen Makel, einbeziehen. Ihre Malereien sind ein philosophisches Nachdenken über das Wesen des Menschen in einer von Erwartungen überfüllten Gesellschaft. Der Schönheitsbegriff an dem die Künstlerin sich abarbeitet ist jener, bei der Schönheit zu einer Art Ordnung wird, zu einer Norm, die unser Handeln beeinflusst. So hinterfragt sie diesen modus operandi selbst in ihrer Malerei; wird es in ihren Werken zu glatt und formschön, muss ein Bruch das Perfekte ausbalancieren, denn das Leben ist immer ein empfindliches System von Ordnung und Zerstörung.
Der zweite große Themenkreis dreht sich um das Begehren. Begehren hat eine gewisse Paradoxie, denn es gewinnt durch die Abwesenheit des Objektes an Reiz, obwohl man nach seiner Anwesenheit strebt. Man fragt sich unweigerlich, ob Begierde jemals wirklich erfüllt werden kann. Ist das Begehren nicht immer auch mit Gier nach mehr verbunden? Hier werden Fragen zur Philosophie des Glücks gestellt, jene Richtung der Philosophie, die das menschliche Wesen in drei Bereiche unterteilt: Vernunft, Wissen und das Begehren, wobei letzteres ein Gefühl ist, dass sich kaum rational begründen lässt.
Im Werk „Candy I“ (2020) blickt uns eine blonde Frau direkt an und trägt ein Herz im Mund. Das Herz ist das gängigste Symbol der Liebe, es ist banal für jeden erkennbar und doch individuell ein besonderes Zeichen. Im Werk wird das Herz mit einer zweiten Ebene aufgeladen, dem Moment der Begierde. Wird das Herz, das aus einer Art Fruchtgummi zu bestehen scheint, gleich konsumiert oder trägt es eine besondere Bedeutung und wird als Erinnerung behalten?
Friedrich Nietzsche beschreibt den Moment der Begierde und setzt ihn mit einem Schönheitsbegriff zusammen, den wir auch auf die Werke von Pina Rath anwenden können: „Die edelste Art der Schönheit ist die, welche nicht auf einmal hinreißt, welche nicht stürmische und berauschende Angriffe macht (eine solche erweckt leicht Ekel), sondern jene langsam einsickernde, welche man fast unbemerkt mit sich fortträgt und die Einem im Traum einmal wiederbegegnet, endlich aber, nachdem sie lange mit Bescheidenheit an unserem Herzen gelegen, von uns ganz Besitz nimmt, unser Auge mit Tränen, unser Herz mit Sehnsucht füllt.“
Die Begierde läuft Gefahr enttäuscht zu werden und doch ist sie der einzige Weg zur Intimität. Vielleicht tragen die Werke von Pina Rath genau dies als Kern ihrer Aussage, Risiken einzugehen und gerade im Unvorhersehbaren Lebendigkeit zu finden.
Pina Rath
Ich bin Malerin und mein Sujet ist der weibliche Körper, dargestellt
als kleine Gruppen, Paare und Einzelporträts. Der omnipräsenten
Darstellung des Männlichen, setze ich eine sisterhood entgegen.
Die Frauenfiguren die ich male, haben viel mit meiner Wahrnehmung
von Gefühlszuständen zu tun. Dabei sind mir gegensätzliche
Ausdrücke in ein und demselben Gesicht wichtig; diese möchte ich in
ihrer Spannung, Ambivalenz und Flüchtigkeit mit meiner Malerei
zeigen. Ich setze Personen so groß wie möglich in mein Bildformat,
wobei der Bildhintergrund zwar eine untergeordnete Rolle aber eine
atmosphärische Rolle einnimmt.
Mein Malprozess eines Bildes ist beendet, wenn dem Ausdruck der
Figur (Gesicht) nichts mehr hinzuzufügen ist und sie für sich in ihrer
Eigenart lebendig ist. Dafür wähle ich einen Farbauftrag der zwischen
transparenten Schichten und kräftig-gestischen Farbflächen
changiert. In vielen meiner Werke nehme ich Farben die einen
Anklang des Vergänglichen vermitteln. (Umbra Natur, Venezianisches
Rot, Gelber Ocker, Sienna gebrannt, Krapprot) Der Eindruck „eines
Momentes danach“ ist sowohl bei meiner Farbauswahl als auch bei
dem gestischen Ausdruck meiner Figuren etwas was ich verfolge.
Wenn die Innenwelt ein gefährlicher Ort ist, kann die glitzernde
Fassade der ästhetischen Norm (Körperrepräsentationen) auch ein
temporärer Schutz sein. Die Betrachtenden werden Teil des
Bildgeschehens und der unterschiedlichen Gefühlswelten meiner
Figuren.
Geboren 1985 in Geldern am Niederrhein
Lebt und arbeitet in Berlin und Braunschweig
Auszeichnungen
2020
Stipendiatin des Deutschlandstipendiums, für begabte Studierende mit herausragenden Leistungen
Ausbildung
Seit Oktober 2018
Diplomstudium der Freien Kunst an der Hochschule für bildende Künste in Braunschweig 2007- 2010
Die Etage, Schule für die Darstellenden und Bildenden Künste, Berlin
Fachbereich: Malerei und Bühnenbild
Einzelausstellungen
2015 sisters before misters, Michaela Helfrich Galerie 2013
Splendid Isolation, Colory Gallery, Berlin
2012
Paradise Lost, s...cultur, Berlin
The Moment After, Saarbach Galerie Café, Berlin
Gruppenaustellungen 2020
Sag was/ say something, Michaela Helfrich Galerie, Berlin
Rundgang, Hochschule für bildende Künste, Braunschweig
2019
Spiel mit der Wirklichkeit, Michaela Helfrich Galerie, Berlin
Rundgang, Hochschule für bildende Künste, Braunschweig
2018
Art Karlsruhe, Michaela Helfrich Galerie
Der Himmel geht woanders auf, Michaela Helfrich Galerie, Berlin
Summer Slump, Michaela Helfrich Galerie, Berlin
2017
Art Market Budapest, Michaela Helfrich Galerie Eros - Toscana-Halle ECC, Berlin permanent// bleibtreu, Michaela Helfrich Galerie
2016
Art fair Köln, Michaela Helfrich Galerie
Art Market Budapest, Michaela Helfrich Galerie
Neuköllner Hängung 2016, Michaela Helfrich Galerie, Berlin
Raum und Zeit, Galerie M Beck, Homburg/Saar
2015
20 and 4 Artists, Berlin
Art Market Budapest, Michaela Helfrich Galerie, Budapest
2014
L’Esprit de Berlin – Talking Saint Tropez, Le Lavoir Vasserot, Saint-Tropez Hobo my way, Ostfriesland, Berlin
2013
Nighthawks, Michaela Helfrich Galerie, Berlin
Macht Kunst, Deutsche Bank, Berlin,
2011
Songbird Festival, Schatzalp, Davos, Schweiz
Wo und wie Sie bieten können
Direkt hier auf der Webseite (s.o.), vor Ort bei der Auktion in Berlin, über unseren Partner lot-tissimo, schriftlich per Gebotszettel oder live per Telefon (nach Rücksprache mit dem Auktionator).